Ich öffne mein Postfach von Instagram auf dem Laptop. Einige Nachrichten sind eingegangen mit der Frage, ob es mir gut ginge. Ich merke, wie ich mich darüber freue und dankbar bin. Dankbar für so aufmerksame Follower, denen es scheinbar wirklich wichtig ist, wie es mir geht. Und vor allem denen es auffällt, dass ich offline bin.
Auf dem Blog ist es schon seit längerem ruhig und das nicht, weil ich keine Ideen habe oder nichts mehr teilen möchte, sondern schlicht und ergreifend, weil mir die Zeit und der Raum dafür fehlt. Vor allem der Raum in meinem Kopf.
Vor einem Monat habe ich dann auch (mal wieder) Instagram als App von meinem Handy gelöscht. Die anderen Social Media Kanäle nutze ich sowieso kaum bis gar nicht, facebook ist schon seit Jahren nicht mehr auf meinem Handy zu finden, WhatsApp habe ich Anfang des Jahres komplett gelöscht und YouTube nutze ich ganz bewusst. Doch Instagram ist immer mein "Suchtpotenzial". Und die App, die mich am meisten stresst und unter Druck setzt.
Ich bin ehrlich mit euch, hätte ich einen "normalen" 9 to 5 Job, hätte ich gar keinen Account. Aber da ich selbstständig als Yogalehrerin bin ist es einfach essenziell. Ja es ginge auch ohne, aber nicht zu Zeiten einer Pandemie bzw. nicht ohne offline Kurse in Studios. In dem Jahr (2017), in dem ich meinen damaligen Account komplett gelöscht hatte, liefen meine Kurse zwar, aber es waren weniger Teilnehmer. Kaum fing ich an auf meinen Kanälen wieder aktiv zu sein, stieg die Interaktion mit meinen Kursteilnehmern und die Zahl der "Stammkunden" in meinen Kursen stieg nicht unwesentlich an.
Vor der Geburt meiner Kinder, legte ich immer bewusst einen Social Detox ein, um diese letzten Wochen ganz intensiv wahrnehmen zu können und mich komplett auf mich und mein Baby fokussieren zu können. Und das ist das Entscheidende: Der Fokus. Wir haben verlernt uns länger als 2 Sekunden wirklich auf eine Sache zu fokussieren. Und ebenso haben wir verlernt uns einfach mal zu langweilen.
Wir stehen an der Bushaltestelle, warten im Café auf eine/n Freund*in und liegen abends auf dem Sofa, schauen eigentlich(!) TV und schwupps ist das Smartphone in der Hand. Langeweile und Fokus? Fehl am Platz.
Und so kam es, dass ich mich Ende September dazu entschied diese App, die so viel Platz in meinem Leben einzunehmen scheint, zu löschen. Mit zwei Kindern muss erst einmal ein Rhythmus gefunden werden. Wir müssen uns als Vierer-Konstellation neu finden und zwar so, dass mein Mann und auch ich, noch Zeit finden für uns selbst zu sorgen und bei uns ist das unser Training/die Yogapraxis und Meditation. Hinzu kommen der Haushalt und ein ziemlich großes Grundstück, was gepflegt werden will. Und all diese Dinge, allen voran Quality Time mit meiner Familie, sind mir einfach wichtiger, als eine App.
Umso schöner ist es aber, wenn mich Nachrichten erreichen von Followern, nicht einmal die engsten Freunde, sondern einfach Menschen, die meinen Content mögen und schätzen. Auf der anderen Seite, ist es irgendwie jedes Mal wieder erschreckend. Denn auf einmal schreiben Freunde nach Wochen und fragen ob alles ok sei. Einfach, weil sie nicht mehr ständig auf IG sehen, dass ich aktiv bin und es mir demnach gut gehen muss. Natürlich meine ich damit nicht die ganz engen, besten Freunde. Aber eben all die anderen. Sollten wir nicht auch einfach so immer mal fragen, ob alles ok ist? Selbst, wenn die Person auf IG aktiv Dinge teilt? Warum setzen wir irgendwie voraus, dass es dieser Person dann gut geht - nur, weil ihr Account so danach aussieht?
Social Detox ist unerlässlich, um einfach mal wirklich zur Ruhe zu kommen, um mal wieder zu lernen, was es heißt sich zu langweilen und allen voran um die eigene Zeit besser zu nutzen, als gedankenverloren zu scrollen.
Und auch um herauszufinden, wie man all diese Social Media Kanäle so in sein Leben integrieren kann, dass sie nicht mehr so viel Raum einnehmen und uns am wirklichen Leben erleben hindern. Denn eins ist auch klar: Die Apps sind kaum mehr wegzudenken, in vielen Bereichen unerlässlich und bewusst genutzt extrem sinnvoll. Aber sie sind eben auch mit einem Klick löschbar, verschlimmern Depressionen und haben falsch genutzt viele Schattenseiten...
Hast du schon mal einen Social Detox eingelegt? Wenn ja, wie ging es dir damit? Und wenn nicht, was hindert dich daran?
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