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Namaste - Ja oder Nein?

Vor einiger Zeit habe ich bereits einen allgemeinen Artikel zum Thema kultureller Aneignung des Yoga geschrieben.


Nun möchte ich mich der Besonderheit des Wortes Namaste in diesem Rahmen widmen und ein paar Denkanstöße geben, weshalb wir es als weiße Yogalehrer_Innen nicht mehr sagen sollten. Und wenn wir es doch sagen, was wir aber dringend wissen und beachten müssen.





Von Namaste zu Namaslay und Namastay...


Jeder "Yogi" hat diese Begriffe in irgendeinem Kontext schon gesehen. Auf Kaffeebechern, Sweatshirts, in GIFs auf Instagram verpackt und und und. Erst einmal denkt man sich vielleicht "Das will ich haben, dann sieht jeder, dass ich Yogi bin." Bei manchen enden die Gedanken hier und das besagte Teil wird gekauft. Bei anderen wiederum schleicht sich ein merkwürdiges Gefühl ein. Den Punkt, dass niemand sehen muss, dass man Yogi (oder sich als solcher sieht) ist, lassen wir einmal außen vor.





Warum wird dieses Wort vermarktet? Was bedeutet es überhaupt im Kern? Und ist das kulturelle Aneignung?


Kulturelle Aneignung findet im Grunde immer dann statt, wenn ein Wort, ein Gegenstand, ein Ritual aus seinem ursprünglichen Kontext entrissen wird. Und dies erfolgt meistens durch eine überlegene Gruppe - in den meisten Fällen von weißen, privilegierten Menschen oft im Rahmen vom Kolonialismus und der Skalverei. Weitere Beispiele sind z.B. "Indianerkostüme" zu Karnevel/Fasching, am "besten" gepaart mit einem Cowboy, Bindis (mittig der Stirn aufgeklebte oder gemalte Punkte) als Festival Schmuck und ähnliches. Dahinter stehen Kulturen, Religionen und sehr oft rassistische Ausgrenzungen dieser Personengruppen. Die weißen entreißen diese Gegenstände und finden sie schön, lustig etc. Wohingegen die eigentliche Gruppe dafür diskriminiert und historisch ausgeschlossen wird/wurde.


Wenn eine Schwarze Frau ihre Haare geflochten trägt, wird sie dafür als "Ghetto"-zugehörig abgestempelt. Bei einer weißen Frau hingegen, ist es als modisch angesehen. Und genau hier findet kulturelle Aneignung statt.


Was hat das nun mit Namaste zu tun?


Namaste wird seiner ursprünglichen Bedeutung entzogen, indem wir es, wie oben genannt, abwandeln und als lustige Sprüche auf Shirts drucken. Oftmals kommt hinzu, dass die tragende Person keine Ahnung hat, was es eigentlich bedeutet geschweige denn woher es kommt.


Es gibt hier zwei Perspektiven zu beleuchten. Zum einen, die der Yogalehrenden und zum anderen, die der Praktizierenden.


Die Yogalehrenden wissen (oder sie meinen zu wissen) was Namaste bedeutet und dass es am Ende einer Klasse als Dank an die Schüler gesagt wird. Die Praktizierenden schweigen entweder, wenn sie klug genug sind und nicht etwas nachplappern, wovon sie keine Ahnung haben oder aber sie sagen es lauthals "weil man das eben so macht." oder "weil die Bedeutung, die der Lehrer mal erklärt hat, so schön ist."


Die korrekte Übersetzung, Anwendung und Aussprache


Namaste wird oft mit "Ich verbeuge mich vor dem Göttlichen/Licht in dir." Doch übersetzt man Namaste aus dem Sanskrit ist dort kein "Ich" vorzufinden. Es heißt lediglich "Verbeugung vor dir.", was tatsächlich einen großen Unterschied macht. Das Ego (das "Ich") bleibt vollkommen außen vor.


In Indien wird Namaste (oder auch Namaskar) beim Zusammentreffen mit Älteren gesagt - also wenn überhaupt als Begrüßung und nicht als Abschied. Es ist eine eher förmliche Begrüßung und bringt den Respekt gegenüber der Älteren zum Ausdruck.


Ein weiterer Punkt ist, dass Namaste oftmals falsch ausgesprochen wird und die Betonung auf der Endsilbe liegt, wobei sie auf der zweiten Silbe (dem "ma") liegen sollte. Somit machen Wortneufindungen, wie Namastaaay, keinen Sinn mehr. Schade, aber auch.


Also nie wieder Namaste in der Yogastunde?


Jein. Es liegt bei dir. Susanna Barkataki lädt in ihrem Artikel dazu ein, dir die folgenden Fragen zu stellen und selbst zu entscheiden, ob es sich für dich so noch richtig anfühlt oder ob es nicht eine andere "Lösung" geben könnte.


Warum sagst du es, wenn du es sagst?


Ehrst du die Kultur und sprichst du es korrekt aus?


Hälst du daran fest, wenn ja warum?


Gibt es einen anderen Weg, das Gleiche auszudrücken? In deinen eigenen Worten/Sprache?


Du musst nichts ändern. Aber du kannst, wenn du es möchtest und es sich für dich gut anfühlt.


Mein persönliches Fazit


Ich persönlich benutze Namaste nicht mehr am Ende meiner Klasse. Zu Beginn meiner Praxis vor über 10 Jahren habe ich es nicht benutzt, weil ich nicht wusste, was es heißt. Dann dachte ich es zu wissen und fügte mich dem "Gruppenzwang" ein. Nach ausgiebige Recherche und Eigenreflexion bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, es in diesem Kontext nicht mehr zu nutzen.


Meine Klassen ende ich seitdem mit einem einfachen, aufrichtigen "Danke". Aus tiefstem Herzen. Und ehre damit die Präsenz und Energie meiner Schüler und lade sie ein dasselbe zu tun - mit einem Wort, welches sie wirklich kennen.


Wenn einer meiner Schüler dennoch gerne Namaste am Ende der Stunde sagt, dann ist das natürlich vollkommen in Ordnung! Doch ich versuche immer, meine Schüler über die genaue Bedeutung aufzuklären. Die Entscheidung liegt bei jedem Einzelnen und egal wie sie ausfällt, sie macht dich zu keinem schlechteren Menschen, Yogalehrenden und -Praktizierendem. Nur die Aufklärung und das Sich-Bewusst- werden macht hier den Unterschied.


Wie geht es dir damit? Benutzt du Namaste? Hast du noch weitere Alternativen eine Yogaklasse zu beenden?


Hinterlasst doch gerne einen Kommentar oder schreibt mir :)


Bis dahin: Danke, dass du hier bist.



Quellen (enthalten unbezahlte Werbung):





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