Datenströme über Datenströme, Non-Stop Reizüberflutung, immer ein Smartphone in der Hand/Tasche, ohne Social Media bist du nicht mehr existent... So oder so ähnlich sieht unsere Gesellschaft aus. Überspitzt? Ja, vielleicht. Vielleicht aber noch viel zu harmlos dargestellt.
Denn vor allem die jüngere Generation, die damit aufgewachsen ist, sich Schulaufgaben per Social Media zukommen zu lassen, lieber Online-Freunde, als echte Freunde zu besitzen und die, die als Berufswunsch "Influencer" angeben, ist einer Gefahr ausgesetzt, die so wirklich niemand einschätzen kann.
Was das mit dir und mir zu tun hat? Ganz einfach. Wir sind die, die es ändern können. Und dringend auch tun sollten. Nicht nur tun wir uns selbst damit einen großen Gefallen, sondern vor allem auch den nachfolgenden Generationen. Denn den Vorwurf können wir nicht den Betroffenen machen, wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir verändern nicht durch "erziehen", durch reden, durch Verbote. Wir verändern durch Vorleben.

Wo anfangen?
Das Problem sind nicht die sozialen Medien und die Digitalisierung an sich, sondern wie unbewusst wird damit umgehen und dem ausgeliefert sind. Wie oft passiert es, dass wir das Smartphone in die Hand nehmen um nur mal eben Instagram oder facebook zu aktualisieren und dann auf einmal eine halbe Stunde scrollen. Wir werden von Link zu Link weiter geleitet, beeinflusst von Stories anderer - ganz unbewusst.
Wo wir früher noch aktiv entschieden haben, was wir suchen wollen, welche Seiten und Blogs wir lesen wollen, was uns wirklich interessiert, wird es heute per Algorithmus entschieden. Ein Algorithmus, den nicht einmal die Macher selbst verstehen und der uns besser kennt, als wir uns selbst.
Ein erster Schritt kann und sollte es sein, sich dessen bewusst zu werden. Die durchschnittliche Bildschirmzeit im Jahr 2020 am Smartphone lag bei 3,7 Stunden. Nur am Smartphone. Da kommen noch PC, TV und Tablet hinzu. Und durch das Pandemie Jahr hat sich diese Bildschirmzeit nochmals erhöht.
3,7 Stunden nur am Handy (vgl. Business Insider). Und wir sagen, wir haben keine Zeit. Es ist eher die Frage, wie wir die Zeit, die wir haben, nutzen.
Nun kennen wir also unsere Bildschirmzeit, und jetzt?
Digitale Achtsamkeit üben
Minimalismus geht für mich immer mit Achtsamkeit einher. Achtsam damit umgehen, was ich wie und wann nutze. Sich selbst zu beobachten und Fragen zu stellen.
Wann zücke ich mein Smartphone?
Will ich mich lieber ablenken, als mich mit unangenehmen Gefühle zu beschäftigen?
Komme ich mit dem Gefühl des "Nichts-tuns" nicht zurecht?
Und wenn ja, warum nicht?
Wie kann ich meine Zeit stattdessen nutzen?
Ich bin in einer Generation aufgewachsen, die noch alle Facetten kennt. Ohne Medien, den ersten PCs für den Hausgebrauch ohne und mit Internet, der Einzug des Handys und dann des Smartphones und der sozialen Medien. Dafür bin ich dankbar, denn ich kann mich noch daran erinnern, wie ich meine Zeit ohne Smartphone genutzt habe.
Mir dessen bewusst zu werden und mir selbst nichts mehr vorzumachen, war der wohl wichtigste Schritt.
Soll ich jetzt alles löschen?
Nein! Die sozialen Medien zu verteufeln bringt uns hier nicht weiter. Sie sind nicht nutzlos. Aber wir müssen wieder oder überhaupt erlernen, sie bewusst zu nutzen und uns nicht unbewusst leiten zu lassen. Den einen helfen vielleicht feste Regeln und Zeitvorgaben. Den anderen helfen alternative Aktivitäten, wie Bücher lesen, Sport treiben, dem Essen mehr Zeit widmen.
Und wir müssen lernen uns wieder zu langweilen. Denn das haben wir definitiv verlernt. An der Bushaltestelle stehen ohne etwas zu tun? Undenkbar. Aber nicht unmöglich und irgendwie ein ziemlich befreiendes Gefühl.
Bewusst zu schauen, was möchte ich konsumieren und vor allem wie. Was tut mir gut und was nicht. Nur die Dinge, anzuschauen, nach denen wir auch wirklich gesucht haben. Zum Beispiel auf YouTube nur Videos schauen, die wir auch gesucht haben und schauen wollen - nicht die, die uns der Algorithmus vorschlägt. Auf Instagram, denen zu folgen, die uns nicht einfach nur "influencen" und als Produkt nutzen.
Es liegt allein bei dir was du konsumierst, warum und in welchem Ausmaß. Wir sind in der Lage, darüber entscheiden zu können. Wir müssen es nur auch wieder tun.
Ein sehr empfehlenswerter Artikel ist der von Andrew Sullivan "I used to be a human being."
Wie geht es dir mit dem Thema? Weißt du über deine Bildschirmzeit Bescheid?
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